Ein Feierabendbier mit den Kolleg:innen, ein Schnäpschen zur Verdauung oder ein Glas Rotwein zum Abendessen – vielen Menschen ist gar nicht bewusst, wie häufig und wie viel Alkohol sie konsumieren. In diesem Beitrag erfährst du, ob täglicher Alkoholkonsum immer automatisch gefährlich ist und wie viel Alkohol als unbedenklich gilt.
Wie viel Alkohol ist okay?
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt eine Menge von 20 g Reinalkohol pro Tag für Frauen und 30 g für Männer als risikoarmer Konsum. Zum Vergleich: Ein Standardglas Bier (0,3 l), Wein (0,125 l) oder Schnaps (4 cl) enthalten rund 10 – 12 Gramm reinen Alkohol. Demzufolge würden Frauen ihren Grenzwert nach rund einem halben Liter Bier erreichen, während bei Männern die eineinhalbfache Menge als unproblematisch gilt. Zu beachten ist hierbei jedoch, dass sich diese Grenzwerte je nach Quelle unterschieden. Beispielsweise empfiehlt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) Frauen nicht mehr als 12 g und Männern nicht mehr als 24 g reinen Alkohol am Tag.
Ist täglicher Alkoholkonsum also ungefährlich?
Ist das vermeintlich harmlose Feierabendgetränk kein Problem, solange man unter dem Grenzwert bleibt? Täglich ein Glas Wein oder ein Bier kann unter bestimmten Umständen als moderater Alkoholkonsum betrachtet werden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass individuelle Faktoren eine Rolle spielen können. Manche Menschen können empfindlicher auf Alkohol reagieren als andere. Personen mit bestimmten gesundheitlichen Bedingungen, Schwangerschaft, bestimmten Medikamenteneinnahmen oder einer Vorgeschichte von Alkoholproblemen sollten auf Alkoholkonsum verzichten oder ärztlichen Rat einholen. Darüber hinaus ist es entscheidend, den Konsum im Auge zu behalten und darauf zu achten, dass er nicht schleichend ansteigt. Regelmäßiger Alkoholkonsum kann nicht nur aus dem Grund problematisch werden, dass er Gewohnheit und Abhängigkeit fördert, auch kleinere Mengen Alkohol, wie beispielsweise das Glas Wein zum Abendessen, können in unserem Körper auf Dauer zu gesundheitlichen Problemen führen. Um ein harmloses von einem problematischen Trinkverhalten zu unterscheiden ist es auch wichtig, einen Blick auf den Grund zu werfen, warum man überhaupt trinkt. Wenn jemand beispielsweise meint, ein Glas Alkohol am Abend zu brauchen, um besser abschalten zu können, den eigenen Stress zu reduzieren oder um allgemein mit dem Alltag besser klar zu kommen, erhöht dass das Risiko, in eine Abhängigkeit zu geraten.
Richtig gefährlich wird täglicher Alkoholkonsum, wenn er zu exzessivem oder schädlichem Konsum führt. Die WHO definiert schädlichen Alkoholkonsum als Konsummuster, bei dem eine Person einem erhöhten Risiko für physische oder psychische Schäden ausgesetzt ist.
Welche Auswirkungen hat täglicher Alkohol auf unseren Körper?
Wenn du Alkohol trinkst, gelangt er über den Magen und den Darm in den Blutkreislauf. Von dort aus verteilt er sich im gesamten Körper und beeinflusst verschiedene Organsysteme. Hier sind einige Auswirkungen von Alkoholkonsum, ob kleinere oder größere Mengen, auf den Körper:
1. Zentralnervensystem: Alkohol beeinflusst die Neurotransmitter im Gehirn, insbesondere den Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure (GABA), der die Nervenzellaktivität hemmt. Dies führt zu den typischen Wirkungen wie Entspannung, Verlangsamung der Reaktionszeiten, Koordinationsstörungen und Gedächtnisproblemen. Zusätzlich haben Untersuchungen der University of San Diego herausgefunden, dass bereits kleinste Mengen an Alkohol einen Einfluss auf unsere kognitiven Kontrollfähigkeiten, unsere Fähigkeit Entscheidungen zu treffen und den Alterungsprozess unseres Gehirns haben.
2. Leber: Die Leber ist hauptsächlich für den Abbau von Alkohol im Körper verantwortlich. Bei übermäßigem Alkoholkonsum kann die Leber geschädigt werden und es können Lebererkrankungen, wie Fettleber, Leberentzündung (Hepatitis) oder Leberzirrhose, auftreten. Forschende an der University of North Carolina haben außerdem herausgefunden, dass Leberschäden nicht nur bei großen, sondern auch bereits kleinen Mengen Alkohol, die jedoch täglich konsumiert werden, die Leber dauerhaft schädigen können.
3. Herz-Kreislauf-System: Schon geringe Mengen an Alkohol können den Blutdruck erhöhen und das Risiko für Herzrhythmusstörungen und Herzkrankheiten erhöhen. Bei übermäßigem Konsum kann es zu einer Schwächung der Herzmuskulatur (alkoholischer Kardiomyopathie) kommen.
4. Magen-Darm-Trakt: Alkohol reizt die Magenschleimhaut und kann Magenschleimhautentzündungen (Gastritis) und die Bildung von Geschwüren begünstigen. Schon geringe Mengen können auch die Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigen und zu Verdauungsproblemen führen.
5. Dehydratation: Alkohol wirkt harntreibend und kann zur Dehydratation führen, da er die Freisetzung von Anti-Diuretischem Hormon (ADH) hemmt, das normalerweise die Urinproduktion reduziert.
6. Schlaf: Die Tiefschlafphase wird schon bei geringem Konsum herabgesetzt. Unser Schlaf wird dadurch weniger erholsam, wir sind am Folgetag träger und unsere Leistung nimmt ab – wir bekommen schneller Heißhunger, das Risiko für Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes steigt durch den ständigen Schlafmangel und dem Mangel an Erholung.
7. Sportliche Leistung: Auch bei sportlicher Aktivität kann schon ein Glas Wein oder eine Flasche Bier zu Einschränkungen führen. Da der Körper mit dem Abbau des Zellgiftstoffs beschäftigt ist, wird die Regeneration nach dem Sport beeinträchtigt. Wir brauchen dadurch eine längere Erholungsphase als nötig und wir profitieren bis zu 50% weniger von den gesetzten Reizen beim Sport. Wer also sportliche Ziele verfolgt, sollte auf täglichen Alkoholkonsum verzichten, da sich der mögliche Erfolg so signifikant verringert.
Wer sich nun ab und zu ein Bier oder einen Glas Wein genehmigt, muss sich in der Regel keine Sorgen machen. Es gilt aber grundsätzlich: Jedes Glas ist ein Glas zu viel. Wer auf seine Gesundheit achten will, sollte also über jedes weitere Glas zumindest nachdenken und dieses bewusst trinken.