Das Bedürfnis nach Sicherheit

Jeder Mensch hat verschiedene Bedürfnisse, die erfüllt sein sollten, damit wir ein gesundes und angenehmes Leben führen können, uns sicher und geborgen sowie sozial integriert fühlen und uns individuell selbst verwirklichen können. All diese Aspekte tragen nicht nur dazu bei, dass wir überhaupt überleben können, indem wir z.B. unser Bedürfnis nach Nahrung stillen, sondern auch dass es uns körperlich und mental gut geht und wir zufrieden mit unserem Leben sind. In diesem Beitrag soll es vor allem um das Bedürfnis nach Sicherheit gehen, welches wir alle in uns tragen. Wir fragen uns, warum ist dieses Bedürfnis so essenziell, wo kommt es her und wie können wir hier gut für uns sorgen?

Die Bedürfnispyramide und Sicherheitsbedürfnisse

Die Bedürfnispyramide ist ein sozialpsychologisches Modell von Abraham Maslow (US-amerikanischer Psychologe), welches die menschlichen Bedürfnisse und Motivationsgrundlagen in 5 Stufen hierarchisiert. Das nächsthöhere Bedürfnis kann demnach erst gestillt werden, wenn das darunter liegende erfüllt und befriedigt wurde. Ganz unten befinden sich hier die physiologischen Bedürfnisse, d.h. alle Grundbedürfnisse, die für das Überleben notwendig sind. Hierzu zählen z.B. die Aufnahme von Wasser, Nahrung, Sauerstoff und ein Wohnsitz bzw. eine Behausung. Sobald diese existenziellen Bedürfnisse befriedigt sind, befinden sich auf der nächsten Stufe bereits die Sicherheitsbedürfnisse. Die Kategorisierung an zweiter Stelle verdeutlicht bereits, wie wichtig dieses Bedürfnis bzw. das Stillen des Sicherheitsgefühls für uns ist.

Das Bedürfnis nach Sicherheit umfasst nach Maslow den Wunsch nach Schutz, Stabilität und Ordnung ebenso wie das Bedürfnis nach seelischer, körperlicher, finanzieller und sozialer Sicherheit. Wir sehnen uns also einerseits danach, dass unsere Lebensumstände und Strukturen stabil sind und andererseits auch danach, dass in unserem privaten, sozialen Umfeld eine gewisse Beständigkeit herrscht, damit wir uns wohl und geborgen fühlen. Wie stark ausgeprägt das Bedürfnis und Gefühl nach Sicherheit ist, kann zwar individuell unterschiedlich sein, gilt aber generell als universales Bedürfnis. Aber warum ist das so?

Sicherheit implementiert im sozialen Kontext auch das Bedürfnis nach Nähe zu unserer Gemeinschaft und das Gefühl des Zusammenhalts, was bereits früher lebensnotwendig war. Auch in der Kindheit brauchen wir das Gefühl der Sicherheit von unserer Familie und insbesondere der Mutter, weil wir zu diesem Zeitpunkt noch völlig abhängig sind. Maslow geht in seinem Modell außerdem davon aus, dass wir Bekanntes dem Unbekannten vorziehen, was das Bedürfnis von Sicherheit und somit dem Bestehen von dem, was wir kennen, unterstreicht. Fühlen wir uns hingegen unsicher entstehen beispielsweise Anspannung, Ängste und Sorgen, die zu ungünstigen Verhaltens- und Denkmustern führen können.

Weiter beschreibt Maslow in der Bedürfnispyramide die sozialen Bedürfnisse. Dazu zählt ebenfalls das Bedürfnis nach Gemeinschaft, d.h. Familie und Freundschaften, Kommunikation, sozialem Austausch usw. Hierauf folgen die Individualbedürfnisse wie Wertschätzung, Anerkennung usw., um schließlich die letzte Stufe der Selbstverwirklichung für eigene Fähigkeiten, Persönlichkeit usw. erreichen zu können. Sind die Bedürfnisse nicht gesichert, d.h. insbesondere die ersten Stufen, kann dies negative Folgen für die körperliche und mentale Gesundheit mit sich bringen. Das Bedürfnis und die Befriedigung von Sicherheit stellt somit eine zentrale Rolle in unserem Leben dar. Wie können wir also gut für unser Sicherheitsgefühl sorgen?

Sicherheitsbedürfnisse erkennen und gut für sich sorgen

Zunächst einmal hilft es uns selbst zu hinterfragen und zu beobachten wie stark unser individuelles Sicherheitsbedürfnis ist oder in welchen Bereichen es besonders prägnant ist. Hierfür kann es hilfreich sein für sich selbst eine Art kleines Tagebuch zu führen und dort erste Ideen und Gedanken hierzu zu sammeln, sich selbst fortgehend im Alltag zu überprüfen und zu ergänzen, in welchen Bereichen wir unbedingt Sicherheit benötigen, wo wir ggf. gelassener sind und wo uns Unsicherheit womöglich sogar sehr belastet und stresst. Hierbei kann es auch hilfreich sein, uns nahestehende Personen zu befragen und eine zusätzliche Einschätzung einzuholen.

Wenn wir uns darüber im Klaren sind, können wir überprüfen welche Bereiche sich bereits sicher und gut anfühlen und wo wir die meiste Unsicherheit verspüren. Je nachdem um welchen Bereich es sich handelt, ist es wichtig mit anderen involvierten Personen darüber zu sprechen und ehrlich unsere Gefühle und Gedanken zu kommunizieren. Frage dich außerdem: Was kann mir helfen, mich in diesem Bereich sicherer zu fühlen? Wen kann ich dazu um Rat fragen?

Zudem sollten wir Dinge in unseren Alltag integrieren, die uns sicher und geborgen fühlen lassen. Hast du vielleicht einen Lieblings(rückzugs)ort, der dir Halt gibt? Vielleicht ist es auch eine Person in deinem Umfeld und du kannst dir dort zwischendurch mal eine liebe Umarmung „abholen“. Zeitgleich können wir auch versuchen anderen Menschen mit unserem Verhalten ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, indem wir ihnen gut zu sprechen, Mut machen und zeigen, dass wir füreinander da sind. Denn vor allem gegenseitig können wir einander dabei helfen uns sicher zu fühlen.