Der demographische Wandel und unsere damit verbundene alternde Gesellschaft stellt sowohl unser Sozialsystem als auch uns Bürger*innen vor eine sehr große Herausforderung. Denn damit geht nicht nur einher, dass die Menschen heutzutage sehr viel älter werden als noch vor einigen Jahrzehnten, sondern viele von ihnen vermehrt Jahre in schlechter Gesundheit leben oder pflegebedürftig sind.
Dadurch dass wir also immer mehr Pflegebedürftige in unserer Gesellschaft haben, die Pflegeeinrichtungen jedoch nicht genug Kapazitäten haben, sind immer mehr Menschen in der Verantwortung die eigenen Angehörigen zuhause zu pflegen.
Aktuelle Zahlen zur Pflegebedürftigkeit in Deutschland
Aktuelle Zahlen des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) besagen, dass im Jahr 2022 ca. 5 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig sind. Pflegebedürftig bedeutet, dass sie mindestens mit Pflegestufe 1 gemeldet sind. Prognosen für die Zukunft, wie etwa der BARMER-Report 2021 schätzen, dass wir bis zum Jahr 2030 sogar 6 Millionen Pflegebedürftige unter uns haben werden. Von den aktuell 5 Millionen Pflegebedürftigen sind ca. 4 Millionen in der häuslichen Pflege und davon werden etwa 65 Prozent allein durch Angehörige gepflegt (Bundesministerium für Familie). Das bedeutet, dass viele Familienmitglieder von Pflegebedürftigen einer großen Doppelbelastung unterliegen, da sie neben der Pflege häufig noch zusätzlich erwerbstätig sind, Kinder haben etc.
Herausforderungen an Pflegende
Doch nicht nur das Alter ist Grund für häusliche Pflege. Jeder Mensch kann zu jedem Zeitpunkt pflegebedürftig werden, sei es aufgrund einer Behinderung, einer chronischen Krankheit oder eines Unfalls. Die meisten Angehörigen entscheiden sich dazu, die Pflege selbst zu übernehmen. Dies sollte aber gut überdacht werden, da die Pflege von Angehörigen eine tiefgreifende Lebensumstellung bedeutet und die zwischenmenschlichen Beziehungen stark belasten kann. Dabei geht es nicht nur um die Beziehung zwischen Pflegendem und Gepflegtem sondern auch die zu anderen Familienmitgliedern. Außerdem sind viele pflegende Menschen sowohl finanziell als auch aus persönlichen Gründen auf eine Erwerbstätigkeit nebenbei angewiesen. Dabei kann es eine sehr große Belastung für das Individuum darstellen, Pflege und Beruf unter einen Hut zu bringen.
Strategien für den Umgang mit der Doppelbelastung
Damit die häusliche Pflege funktionieren kann, geben wir dir ein paar Tipps und Strategien für dich als pflegende Person an die Hand:
- Sprich das Thema bei deinem Arbeitgebenden an, sodass dafür eine langfristige Lösung gefunden werden kann, die beide Parteien zufriedenstellt. Sei es die Arbeitszeiten flexibler zu gestalten, verstärkt aus dem Homeoffice zu arbeiten oder Ähnliches.
- Nimm gesetzliche Regelungen für Pflegende in Anspruch. Beispielsweise kannst du bis zu 6 Monate von der Arbeitsleistung freigestellt werden, wenn du Angehörige in häuslicher Umgebung pflegen möchtest. Auch in akuten Notfällen kannst du deiner Arbeit bis zu 10 Arbeitstagen fernbleiben. Informier dich dazu auf der Seite des Bundesministeriums für Familie.
- Achte als pflegende Person auf dich selbst und nimm stressbedingte Warnsignale wahr. Diese können sich in Form von körperlichen Symptomen äußern wie Erkältungen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen etc. Wenn du derartige Symptome missachtest, läuft deine eigene Gesundheit Gefahr und die Beziehung zu deinen Angehörigen verschlechtert sich ebenfalls.
- Suche dir Hilfe & Unterstützung, wenn du merkst, dass derartige Symptome bei dir auftreten und du dich häufig erschöpft und niedergeschlagen fühlst. Vielleicht können dich andere Familienmitglieder, Freund*innen oder Nachbar*innen unterstützen? Außerdem hast du ab einem gewissen Pflegegrad auch Anspruch auf einen ambulanten Pflegedienst.
- Eigne dir ein gutes Zeitmanagement an. Wenn die Pflege von Angehörigen mit Einkaufen, Arbeiten und Kinderbetreuung unter einen Hut gebracht werden muss, bleibt gewiss nicht viel Zeit am Tag. Daher ist es umso wichtiger, dass du deine verfügbare Zeit optimal einteilst und vorplanst. Schreibe beispielsweise To Do Listen, priorisiere deine Aufgaben, plane Pufferzeiten für Unerwartetes ein. So kommst du garantiert entspannter durch den Alltag.
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