„Lebe jeden Tag als wäre es dein Letzter!“
Dieses Zitat hast du wahrscheinlich schon oft gehört. Bestimmt hast du auch schon das ein oder andere Mal darüber nachgedacht, was du tun würdest, wenn heute tatsächlich dein letzter Tag wäre.
Vielleicht würdest du dich noch einmal mit deiner ganzen Familie treffen.
Vielleicht würdest du dich für deine Fehler entschuldigen.
Vielleicht würdest du noch einmal ordentlich Party machen.
Sich darüber Gedanken zu machen, was man an seinem letzten Tag tun würde, ist spannend und kann dir zu der ein oder anderen Erkenntnis verhelfen: Wer die wichtigsten Menschen in deinem Leben sind, welchen Aktivitäten du von Zeit zu Zeit etwas mehr nachgehen könntest, …
Aber: Dein Leben tatsächlich nach diesem Zitat auszurichten, ist natürlich kaum sinnvoll! Dann wäre kein Raum für Weiterentwicklung, Weiterbildung und langfristige Ziele. Wer nach dem Motto „Lebe jeden Tag als wäre es dein Letzter!“ lebt, lebt wahrscheinlich ein Leben ohne Rücksicht auf langfristige Konsequenzen und ohne Rücksicht auf gesundheitliche Risiken.
Finde dein Lebensmotto
Ein viel besseres Lebensmotto ist dahingegen: „Lebe jeden Tag so, dass du an deinem letzten Tag zufrieden und ohne Reue auf dein Leben zurückblicken kannst!“
Die Palliativpflegerin Bronnie Ware hat zahlreiche Sterbende an ihren letzten Tagen begleitet. Aus ihren Erfahrungen ist das Buch The Top Five Regrets of the Dying entstanden. Eines der größten Bedauern, das ihre Patienten quälte, war dabei: „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, ein Leben zu führen, das mir selbst entspricht, und nicht das Leben, das andere von mir erwarten!“
Einmal Hand aufs Herz: Wie viele der Dinge, die du aktuell priorisiert, sind wirklich DEINE Prioritäten? Wie viele Träume hast du schon begraben, wie viele hintenangestellt, weil du dachtest, diese seien nicht das, was von dir erwartet wird?
Manchmal sind wir uns nach all den Jahren, die wir den Prioritäten anderer hinterhergejagt sind, nicht einmal mehr so sicher, was eigentlich die unseren sind. Ein erster wichtiger Schritt ist es deshalb, dass du dir deiner Prioritäten wieder bewusst wirst.
Mein Zukunfts-Ich – den Zugang zu meinen Prioritäten zurückgewinnen
Machen wir dafür ein Gedankenexperiment und begeben uns auf eine Zeitreise in die Zukunft. Du bist alt, sitzt auf der Veranda im Schaukelstuhl und blickst auf dein Leben zurück. Es war perfekt! Stell dir einmal genau vor, wo du dich befindest. Was hörst du? Was siehst du? Riechst du vielleicht sogar etwas? Wer ist um dich herum? Wie sah über all die letzten Jahre hinweg dein typischer Tagesablauf aus? Was sind die Erfolge, Erlebnisse und Momente, von denen du deinen Kindern und Enkeln immer wieder gerne berichtest? Wie wünschst du dir, dass die Menschen dich in Erinnerung behalten werden?
Am besten ist es, wenn du dir einige ungestörte Momente für diese Überlegungen nimmst. Schließe deine Augen und lass das Szenario vor deinem inneren Auge entstehen.
Vielleicht bist du überraschst, dass manche Dinge, die aktuell auf deiner Prioritätenliste ganz oben stehen, in deinem perfekten Zukunfts-Szenario gar keine Rolle gespielt haben. Damit bist du nicht allein – weiterhin in der Top fünf der größten Bedauern in Bronnie Ware‘s Buch waren nämlich unter anderem auch „Ich wünschte, ich hätte nicht so hart gearbeitet!“ und „Ich wünschte, ich wäre mit meinen Freunden in Kontakt geblieben!“.
Meinen Prioritäten Zeit und Raum geben
Jetzt, da du weißt, was dir am wichtigsten im Leben ist, soll es darum gehen, dein Leben auch danach auszurichten. Mit den folgenden fünf Schritten sollte dir das gelingen:
Schritt 1: Finde die richtige Balance!
Prioritäten setzen heißt nicht, dass du den Fokus nur noch auf einige, wenige Lebensbereiche richten sollst und alle anderen Bereiche völlig ignorierst. Für ein erfülltes, zufriedenes Leben sind verschiedene Lebensbereiche wichtig. Welche das sind, ist von Mensch zu Mensch verschieden, aber wohl die meisten können sich darauf einigen, dass Familie, Freunde, Karriere, Finanzen, romantische Beziehungen, persönliche Weiterentwicklung, Spaß und Freizeit sowie Gesundheit und Fitness einen wichtigen Stellenwert in ihrem Leben einnehmen. Überlege einmal, welche Bereiche für dich darüber hinaus noch wichtig sind. Wenn du möchtest, kannst du für jeden dieser Bereiche einmal einschätzen, wie zufrieden du in diesen Bereichen aktuell bist. Und wie würde dein Leben aussehen, wenn du in bestimmten Lebensbereichen zu 100% zufrieden wärst?
Priorisieren bedeutet nun, dass es durchaus dir wichtige Lebensbereiche gibt, in denen du dich auch mit 80% zufriedengeben kannst. Achte aber immer darauf, dass bei all deinen Priorisierungen keiner der dir wichtigen Lebensbereiche völlig untergeht!
Schritt 2: Vom Kopf aufs Papier!
Im Alltagstrott ist es leicht, unsere Prioritäten aus den Augen zu verlieren. Wir rennen von Termin zu Termin und lassen das Leben im Autopiloten-Modus an uns vorbeiziehen.
Um das zu vermeiden, kann es helfen, deine Erkenntnisse aus deinem Gedankenexperiment aufs Papier zu bringen. Dabei ist es egal, ob du das schriftlich machst, ein Bild von deinem perfekten Leben malst oder eine Art Vision Board gestaltest. Wichtig ist nur, dass du dir selbst die Möglichkeit gibst, immer wieder einen Blick auf deine Erkenntnisse werfen zu können und so immer wieder prüfen kannst, ob dein Leben aktuell nach deinen Prioritäten ausgerichtet ist.
Schritt 3: Von der Vision zum Ziel!
Sich zu sagen: „Ab jetzt priorisiere ich meine Gesundheit mehr!“ ist toll. Wahrscheinlich wird das aber nicht zu Veränderungen führen. Denn bei solch unkonkreten Plänen tricksen wir uns gerne selbst aus. Achte deshalb darauf, dir konkrete, direkt umsetzbare Verhaltensweisen vorzunehmen. Wie würde es sich zeigen, wenn du deine Gesundheit mehr priorisierst? Was ist eine konkret beobachtbare, messbare, realistische Verhaltensänderung, die du vornehmen könntest? Ein konkretes Ziel wäre hier beispielsweise „Ab heute gehe ich jeden Montag ins Fitnessstudio – ganz egal, wie viele anderweitige Termine ich habe!“.
Schritt 4: Termine mit mir selbst!
Vielleicht hilft es dir auch, Zeiträume festzulegen, die für einen Lebensbereich reserviert sind, den du in Zukunft mehr priorisieren möchtest. Vielleicht möchtest du deinen Morgen deiner Gesundheit widmen und Sport machen und ein gesundes Frühstück zu dir nehmen. Oder du reservierst die Abendstunden für Familie und Kinder. Verteidige diese Zeiträume, es sind immerhin deine Prioritäten! Behandle diese Zeiträume wie alle anderen, nicht verschiebbaren Termine, die du sonst noch so hast.
Schritt 5: Hinterfrage deine Prioritäten regelmäßig
Wir verändern uns ständig – und mit uns verändern sich auch unsere Wünsche und Vorstellungen vom Leben. Deshalb kann es sinnvoll sein, regelmäßig zu überprüfen, ob sich die Prioritäten im Leben geändert haben.
Viel Erfolg beim Umsetzen!