Seit einigen Wochen arbeiten wir nun schon von Zuhause. Neben Mails stehen dabei auch immer mehr Telefonate und Video-Calls auf dem Programm. Privat hängen wir zudem oft stundenlang in Warteschleifen diverser Hotlines, um beispielsweise unsere Urlaubsplanung zu regeln oder Handwerker zu erreichen. Ungewohnte Belastungen also für unsere Stimme und Stimmbänder. Merkst du nach einem langen Arbeitstag vielleicht auch ein leichtes Kratzen im Hals oder bist etwas heiser? Dann lernst du hier alles Wichtige über deine Stimmbänder und wie du sie trainieren kannst.
Wo kommt unsere Stimme eigentlich her?
Diese Frage hast du dir bis jetzt wahrscheinlich noch nicht gestellt, warum auch? Damit man allerdings gezielt an seiner Stimme arbeiten kann, kommt man nicht darum herum, zu verstehen, wo sie herkommt. Unsere Stimme wird von kleinen Bändern im Kehlkopf hervorgerufen. Dieser liegt direkt auf der Vorderseite des Halses und ist bei Männern meist stärker ausgeprägt als bei Frauen. Die Stimmbänder allein produzieren jedoch noch keine Stimme. Dafür ist ein komplexes Gebilde aus Muskeln, Knorpeln und Schleimhäuten verantwortlich. Betaste doch einmal deinen Kehlkopf beim Sprechen, spürst du die entstehende Vibration?
Verändert Online-Kommunikation unser Sprechverhalten?
Stelle dir nun vor, du benutzt dieses Gefüge aus Muskeln und Bändern den ganzen Tag. Gerade Webmeetings und Video-Calls verleiten aufgrund des ungewohnten Raumklangs, neuer Headsets oder Lautsprecher zu einem veränderten Sprechverhalten. Wir sprechen oft lauter und höher als in persönlichem Kontakt. Auch schlechte Verbindungen führen dazu, dass man unbewusst lauter spricht und Dinge öfter wiederholt als sonst. Jeder kennt wohl das obligatorische „Hörst du mich?“ am Anfang eines Videocalls. Diese höhere Belastung macht sich am Ende des Tages durchaus bemerkbar: ein trockener Mund, ein kratziger Hals oder Heiserkeit können die Folgen sein.
Tipps für eine starke Stimme
1. Achte auf eine gerade Körperhaltung, denn sie wirkt sich direkt auf den Kehlkopf aus. Sitzen wir aufrecht und sind entspannt können wir leichter sprechen, als wenn wir krumm und angespannt sitzen. Kleiner Tipp: Stelle dein Telefon in den Lautsprecher-Modus oder benutze Kopfhörer, um deine Nackenmuskulatur zu entspannen.
2. Wasser trinken ist enorm wichtig, um deinen Körper mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen. Das bedeutet für dich: Am besten 1,5-2 Liter pro Tag trinken! Warme Getränke, wie z.B. Tee mildern einen kratzigen Hals. Wenn du das Trinken gerne vergisst, probiere mal, dir eine Flasche Wasser und ein Glas an den Arbeitsplatz zu stellen. Achte darauf, dass das Glas immer voll ist und setze dir beispielsweise das Ziel, die Flasche bis zur Mittagspause leer zu trinken.
3. Versuche auch bei Webmeetings in deiner natürlichen Stimmlage und Lautstärke zu sprechen. Konzentriere dich eher darauf, wirklich deutlich zu artikulieren und nicht zu schnell zu sprechen. Auch gelegentliche Pausen bieten deinem Gegenüber die Chance, ggf. nochmal nachzufragen und du kannst gleichzeitig einmal Luft holen.
4. Konzentriere dich auf deine Atmung! Am besten startest du schon jetzt während du diesen Text liest. Vertiefe deine Atmung und lasse die Luft durch deine Nase hinein und hinausströmen. So trocknet dein Mund nicht aus und du feuchtest und wärmst die Luft über die Nase an. Eine ruhige und gleichmäßige Atmung hilft dir dabei, entspannt zu bleiben und nicht hektisch zu werden. So fällt es dir außerdem leichter langsam zu sprechen.
Stimmtraining: aktive Lockerungsübungen für deinen Alltag
Nimm dir vor längeren Gesprächen etwa zwei Minuten Zeit und mache ein paar Lockerungsübungen für deine Stimme und deinen Kiefer. So kannst du das komplexe Gebilde um deine Stimmbänder entspannen und bist gut gewappnet für das nächste Meeting.
- Auf Laute atmen: Atme tief ein und auf verschiedene Laute aus (z.B. A-O-U-M-S).
- Lippentriller: Lass die Lippen flattern, ohne dabei zu tönen (eine Art prusten).
- Lippengymnastik: Ziehe deine Lippen abwechselnd breit und spitz.
- Zungenschnalzen: Lasse deine Zunge oben am Gaumen kleben und dann nach unten schnellen. Wiederhole dies ein paar Mal, die Übung stärkt auf Dauer deine Zungenmuskulatur und macht sie flexibler.
- Kiefer lockern: Öffne deinen Mund so weit es geht und lasse deinen Kiefer locker nach unten hängen. Bewege ihn anschließend von links nach rechts oder auch einmal in alle Richtungen.
Alle diese Übungen fühlen sich am Anfang wahrscheinlich eher merkwürdig an. Das Gute am Home Office: dich sieht keiner während du übst. Also warum dem Ganzen nicht eine Chance geben? Du wirst überrascht von der Wirkung sein.