Die sozialen Medien sind als fester Bestandteil unserer Medienlandschaft heutzutage nicht mehr wegzudenken. Youtube, Instagram oder auch TikTok gehören generationsübergreifend zum Alltag. Mit der steigenden Anzahl an NutzerInnen wächst auch der Einflussbereich der Medien. Ein enormer Einfluss auf die Ernährung haben auch InfluencerInnen. Fraglich ist, inwiefern diese alltäglichen Gewohnheiten das Ernährungsverhalten von uns beeinflussen.
„Anywhere – anytime“
Das Thema Ernährung ist in den Medien omnipräsent und wird oftmals als ein Ausdruck eines Lebensstils verstanden und gemeinsam mit Ernährungsratschlägen kommuniziert. Beispielsweise hat das Hashtag #food auf Instagram derzeit ca. 491 Millionen Beiträge. Das heißt, dass eine zunehmende Digitalisierung uns mehr und mehr durch vermittelte soziale Normen und Werte, die wir uns aneignen und als korrekt ansehen, sozialisiert.
Grundsätzlich stellt sich erst mal die Frage, warum Essen gepostet wird. Einerseits aus kulinarisch ästhetischen Gründen, das heißt es sieht besonders lecker und ansprechend aus. Andererseits wird Essen oftmals mit einem Erlebnis verbunden, wie zum Beispiel Essen gehen mit einer Freundesgruppe oder das Zusammenkommen der Familie.
Wie wirkt sich die Omnipräsenz der Ernährung auf unser Gemüt aus?
Leckere gesunde Rezepte werden oftmals gemeinsam mit Fitnessratschlägen vermittelt und können inspirierend wirken und Lust schüren, neue Lebensmittel oder gar einen anderen Ernährungsstil auszuprobieren. Nicht außer Acht zu lassen ist der negative Effekt, der demotivierend wirkt aufgrund von dem Gefühl, nicht zufrieden mit sich selbst zu sein als auch nicht genug zu sein. Mit idealisierten Bildern und Videos werden geschlechterspezifische Körperideale vermittelt.
Erfahrungsberichte pushen neue Ernährungstrends
Suchen wir nach Inspiration zum Kochen oder wollen einfach mal etwas Neues ausprobieren, fällt auf, dass vieles hauptsächlich vegan, vegetarisch oder glutenfrei angeboten wird. Statt Weizenmehlprodukte werden Vollkornprodukte genutzt oder Milchprodukte mit einem geringen Fettgehalt. Positiv fällt daneben auf, dass vermehrt darauf geachtet wird, dass Gerichte ausreichend Gemüse, Ballaststoffe und Eiweiß enthalten. Gesunde Gerichte werden mit Fast Food Namen betitelt oder als Ersatz dafür ausgelobt und versprechen ein ähnliches Geschmackserlebnis. Passend für jegliche Erkrankung wird ein Rezept gefunden, wie beispielsweise Rezepte gegen Krebs, obwohl es hierfür keine wissenschaftliche Basis gibt.
Daneben bekommen Lebensmittelskandale große mediale Aufmerksamkeit. Hierbei ist der entscheidende Faktor für die Verhaltenswirksamkeit die Art der medialen Aufmachung und die emotionale Wirkung. Eine wirkliche Änderung wird selten erreicht aufgrund unserer Vergessenskurve, sodass nach Berichten von der Überfischung der Meere sogar am Jahresende mehr Fisch verzehrt wurde als zuvor.
Die Problematik dahinter
Zu beachten ist, dass vieles in den Medien nicht auf wissenschaftlich fundierten Informationen basiert, sondern auf Erfahrungsberichten. Expertenwissen von Fachleuten verliert an Bedeutung und wird nicht mehr nur so hingenommen, sondern auch hinterfragt. Die Meinung der Masse zählt, nicht die des Experten. So werden ungesunde Essverhalten in beiden Extremen vermittelt.
Ein Beispiel ist, wenn InfluencerInnen rigide Ernährungsformen bewerben, diese dann selbst brechen und von Essattacken berichten. Als Folge von den eigenen Schuldgefühlen wird eine Entgiftungskur in Form von Saftkuren durchgeführt und es entsteht ein Teufelskreis.
Dennoch kann die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in ihren Ernährungsberichten keine nachhaltigen Änderungen im Ernährungsverhalten der Bevölkerung durch mediale Berichte über Lebensmittelskandale erkennen, sodass es scheint, als sei unser Ernährungsverhalten resistent gegenüber Medien.
In Zukunft sollten Essen und Ernährung als Synonyme angesehen werden. Derzeit wird Essen mit Genuss sowie Gemütlichkeit verbunden, während Ernährung eher mit Lebensmittelkunde, Vitaminen und Gewichtsverlust assoziiert wird.
Essen ist und bleibt emotional geprägt und wird weiterhin als lustvolle Erlebenskomponente und Element der Lebensqualität gesehen. Aufgrund von Medienbeiträgen ist die Informationsdichte hoch und führt zu Verunsicherung aufgrund von unverständlichen Informationen.
Alltagstipps
Du musst nicht jeden Trend, der in den Medien verbreitet wird, mitmachen noch mögen.
Halte dich an vertrauenswürdige und wissenschaftliche Quellen. Ernährung und Essen soll Spaß machen! Je bunter dein Teller ist, desto besser.