Unternehmenswandel bedeutet für uns in der Praxis, dass sich etwas in unserem beruflichen Alltag verändert. In der heutigen Zeit, in der Flexibilität und Agilität eine große Rolle spielen, ist der Wandel eines Unternehmens ein ständiger Prozess. Somit gibt es kaum eine Zeit, in der wir uns nicht auf neue Begebenheiten einstellen müssen. Dies kann zum einen spannend und äußerst sinnvoll sein, ist aber gleichzeitig auch eine große Beanspruchung.
Wie sieht es bei dir aus? – Musstest du dich vielleicht schonmal an eine neue Technologie gewöhnen? Beispielsweise eine neue Software, die die Kommunikation im Unternehmen erleichtern sollte? Ein Intranet anstelle der verstaubten Ordner im Regal oder dem Datenfriedhof auf dem Rechner? Gab es Veränderungen in der Führung? Eine neue Abteilungsleitung, die ganz andere Vorstellungen hatte als die Vorige? Oder wurdest du aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen schonmal versetzt?
Solche Veränderungen sind manchmal schwer nachzuvollziehen. Es kann Unklarheiten über den dahinter liegenden Sinn geben, da dieser nicht transparent kommuniziert wurde. Teilweise verursachen die Veränderungen bei ihrer Einführung einen größeren Arbeitsaufwand als das alte System. Zudem entziehen sich Veränderungen öfter auch unserem eigenen Einflussbereich und es wird einfach von außen erwartet, dass wir einen guten Umgang mit der Veränderung finden.
Das kann kurzfristig zu Stress, Frust und Ärger führen. Durch die dauernden Veränderungen gibt es aber oftmals keine Pause davon. Kaum hat man sich an etwas gewöhnt, steht die nächste Umstellung ins Haus. Aus kurzfristig wird langfristig. Und Mechanismen, die uns bei kurzfristiger und punktueller Belastung über den Berg geholfen haben, erweisen sich über längere Zeit als kontraproduktiv. Solche Situationen kennt fast jeder von uns!
Vielleicht ist dir das auch schonmal passiert: Morgen steht eine wichtige Präsentation an, die eigentlich der Kollege aus Abteilung B halten sollte. Er ist krank und du springt für deinen Kollegen ein. Neben deinen eigentlichen Aufgaben musst du dich in das Thema einarbeiten, die Präsentation noch zu Ende ausarbeiten und diese vorher einmal üben. Aus diesem Grund machst du an diesem Tag Überstunden, lässt den Sport am Abend ausfallen, stehst am nächsten Tag früher auf, weshalb du weniger geschlafen hast. Du hältst die Präsentation. – Für den Moment ist es ärgerlich und frustrierend. Aber du hast die Aufgabe gemeistert und eine gute Präsentation gehalten. Ab jetzt kannst du dich wieder deinen Aufgaben widmen, pünktlich Feierabend machen und zu deinem Sportkurs gehen und dir den fehlenden Schlaf der letzten Nacht genehmigen. Die Sache ist schnell vergessen.
Du erahnst meine Frage bestimmt schon. Was würde passieren, wenn du täglich deinen Kollegen spontan für eine Präsentation vertreten müsstest? Ein recht unwahrscheinliches Szenario, aber nehmen wir dennoch an, es wäre so. Wie würde es dir nach einigen Wochen gehen, wenn du jeden Tag so darauf reagieren würdest, wie oben in dem Beispiel geschildert? – Ich vermute grade einfach mal, dass es dir recht bescheiden gehen würde.
Wir halten also fest, dass etwas, das kurzfristig und punktuell gut funktioniert, langfristig schaden kann.
In der Realität würdest du langfristig nach anderen Ausgleichsmechanismen suchen. Du würdest dich fragen, wieso du das machst und für wie lange. Du würdest in Erfahrung bringen, dass dein Kollege aufgrund eines Bandscheibenvorfalls noch zwei Monate ausfallen wird. Du würdest beispielsweise andere Aufgaben delegieren, oder unwichtige Aufgaben streichen. So hättest du dann immer genügend Zeit, um die Präsentationen angemessen vorzubereiten. Außerdem würdest du gewisse Routinen entwickeln und aus deiner Erfahrung heraus Tricks für die schnelle Erstellung von guten Präsentationen sammeln.
Für den Wandel und die Veränderungen im Unternehmen gilt Ähnliches! – Frage dich von Zeit zu Zeit einmal, welche Veränderungen grade deinen Arbeitsalltag beeinflussen. Werde dir darüber bewusst. Vielleicht gibt es einige Veränderungen, die deinen Alltag in letzter Zeit sogar vereinfacht haben. Frage dich bei belastenden Veränderungen, ob es vielleicht eine sinnvolle und logische Erklärung dafür gibt, die vielleicht nichts mit der Erleichterung deines Arbeitsalltags zu tun hat. Ein Beispiel wären digitale Akten: sie sparen Papier (Grund: Umweltschutz); sie sind für viele Menschen gleichzeitig einsehbar, ohne dass dafür ein bestimmter Ort aufgesucht werden muss (Grund: Postversand oder Gehwege zum Aktenlager werden eingespart sowie ein schneller Zugriff sind möglich) etc.. Dir fallen bestimmt auch noch einige gute Gründe ein.
Frage dich, ob es eine Möglichkeit gibt, mit den Veränderungen einen aktiven Umgang zu erlernen. Beispielsweise Zeiten einplanen, in denen man sich aktiv mit der neu eingeführten Software auseinandersetzt und evtl. im Team anregt, sich regelmäßig über Fragen zur Software auszutauschen.
Achte aktiv auf deine Bedürfnisse und Grenzen! Fordere sie ein und verteidige sie. Ein Beispiel wäre, aktiv darauf zu achten seine Mittagspause wahrzunehmen und darauf zu horchen, ob du Ruhe für dich benötigst, oder tatsächlich gerne gemeinsam mit deinen Kollegen heute zu Mittag essen würdest. Einem Kollegen freundlich mitzuteilen, dass man aufgrund des stressigen Vormittags mal eine Pause für sich allein braucht, wird fast jeder nachvollziehen können.
Eine weitere Sache, die sehr helfen kann, sind kleine Rituale im Arbeitsalltag. Sie vermitteln Beständigkeit und sind etwas, auf das du dich freuen kannst. Hier ein paar Ideen: Zünde dir morgens im Homeoffice immer eine Kerze an, mache dir in der ersten Pause einen Tee oder Kaffee in deiner Lieblingstasse, gehe in jeder Mittagspause einmal um den Block. Egal wie viel sich verändert, deine Rituale bleiben gleich und geben dir Sicherheit.