Es gibt wohl kaum ein Gefühl das unangenehmer ist, als unerwarteterweise gesagt zu bekommen, dass man keinen guten Job macht. Vor allem wenn man sich eingebildet hat, dass dies sehr wohl der Fall sei. Scham, Wut oder Abwehr sind die typischen Reaktionen, mit denen wir Kritik im Alltag begegnen. Aber wie schafft man es denn nun, Kritik an sich abperlen zu lassen, nicht in eine Abwehrhaltung zu gehen oder gar daran zu verzweifeln? Und kann man lernen aus Kritik etwas Positives zu ziehen? Die Antwort auf Letzteres lautet: JA! Und die Antwort auf Ersteres: mit ein wenig Übung!
Sich von Kritik im ersten Moment vor den Kopf gestoßen zu fühlen, ist völlig normal. Wir alle haben in der Regel ein positives Selbstbild und geben unser Bestes dieses aufrechtzuerhalten, ja, am besten auch anderen Menschen gegenüber auszustrahlen. Wir möchten kompetent wirken, ernst genommen und positiv in Erinnerung behalten werden. Kritik vom Arbeitgeber, Partner, von Freunden oder Familie, kommt uns dabei gleichermaßen in die Quere. Doch Kritik stur abzublocken oder gar unseren Selbstwert davon abhängig zu machen und diesen eventuell daran zerbrechen zu lassen, hilft weder uns selbst noch unserem Gegenüber. Viel mehr bringt es, wenn wir lernen Kritik anzunehmen, auf uns wirken zu lassen und im besten Fall daraus zu lernen. So können wir zukünftige Fehler vermeiden und als Person wachsen. Außerdem erweckt es bei unserem Gegenüber gerade dann den Eindruck von Kompetenz, wenn er oder sie merkt, dass man kritikfähig ist und gewillt an sich selbst zu arbeiten. An dieser Stelle sollte jedoch klargestellt werden: Kritik gilt in der Regel nicht einer Person, sondern einer Situation! Du kannst dich im Vorhinein also schon einmal allen zukünftigen Kritiken gegenüber wappnen mit dem Wissen, dass dein Gegenüber nicht dich als Menschen beurteilt, sondern eine bestimmte Handlung, die passiert ist.
Tipps für einen guten Umgang mit Kritik
Wie genau du aber mit Kritik am besten umgehst, um daraus ein produktives Erlebnis zu machen (anstelle eines destruktiven), entnimmst du den folgenden Tipps, Schritt für Schritt:
- Zuhören: Auch wenn es schwerfällt, versuche im ersten Moment ruhig zu bleiben. Höre deinem Gesprächspartner aufmerksam zu und frage gegebenenfalls nach, wenn dir nicht ganz klar ist, was von dir erwartet wird oder du die Kritik gänzlich ungerechtfertigt findest.
- Cool bleiben: Wie bereits erwähnt, ist es völlig normal von Kritik überrumpelt zu werden und erst einmal von negativen Gefühlen überwältigt zu sein. Doch wie alle Gefühle gehen auch Wut, Scham, oder Verzweiflung mit der Zeit vorüber. Wenn du diesen ersten Gefühlsimpuls abwartest, fällt es meist leicht, neutraler auf die Sache zu blicken. Das schaffst du am besten, indem du dir bewusst machst, dass die Kritik in der Regel nicht auf dich als Person, sondern auf die jeweilige Situation bezogen ist. Einmal tief durchatmen und bis zehn zählen ist ebenfalls hilfreich.
- Kritik einordnen: Wenn der erste Gefühlssturm vorüber ist, kannst du die Kritik bewusster annehmen und hinterfragen, wie es zu dem jeweiligen Problem kommen konnte. Der nächste Schritt wäre dann herauszufinden, wie du nun weiter vorgehst. Überlege, ob die Kritik berechtigt ist. Was kannst du für dich annehmen und umsetzen? Was siehst du vielleicht ganz anders? Hierbei kann es helfen mit deinem Gegenüber in Dialog zu treten, um gemeinsam eine Lösung zu entwickeln.
- Reflektieren: Hast du es geschafft die Kritik anzunehmen und nach bestem Gewissen umzusetzen, hast du bereits alles getan was von dir verlangt wurde. Wahrscheinlich hast du etwas dazugelernt und dein Gegenüber ist zufrieden mit deiner Leistung. (Selbst wenn das Endprodukt noch nicht komplett dem entspricht, was erwartet wird, so hast du zumindest gezeigt, dass du kritikfähig und gewillt bist, dich weiterzuentwickeln.) Eventuell wirst du sogar merken, dass das anfangs negative Gefühl in ein positives Gefühl von Stolz umgewandelt werden konnte.
Übrigens: Kritik richtig anzunehmen ist wichtig, fast noch wichtiger ist es jedoch, sie auch richtig zu geben. Die Art und Weise, wie etwas übermittelt wird, sagt mehr über den Sender als über den Empfänger der Nachricht aus. Werden dir lediglich destruktive Vorwürfe gemacht, musst du diese nicht einfach hinnehmen. Es steht dir immer frei, selbst zu entscheiden, welche Aspekte du annehmen möchtest und welchen du eventuell widersprichst. Kritik sollte ein konstruktiver Austausch sein, zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung.
Am Ende des Tages liegt es also an dir, ob du Kritik umsetzt, oder ihr sachlich widersprichst. Grundsätzlich kann es extrem hilfreich sein, eine Außenperspektive zu erlangen, was unsere Arbeit oder Sonstiges angeht. Niemand ist perfekt und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Kritik ist einer der besten Wege mit anderen in Austausch darüber zu treten, wie wir uns in bestimmten Bereichen noch verbessern können. Vielleicht schaffst du es ja in Zukunft Kritik nicht mehr mit Scheitern gleichzusetzen. Stattdessen könntest du sie als Chance sehen, deine Handlungen zu hinterfragen und reflektierter aus einer Situation herauszugehen.