Warum fühlen wir uns manchmal rastlos, wenn wir gestresst sind? Wie entstehen Glücksgefühle und was geschieht in unserem Körper, wenn wir um einen geliebten Menschen trauern. Wir wollen in diesem Beitrag unsere Gefühlswelt unter die Lupe nehmen und so besser verstehen. Zunächst stellen wir uns die Frage: Wie entstehen Emotionen?
Emotionen – ein chemisches Feuerwerk in unserem Körper?
Emotionen – sie sind das Wichtigste in Gedichten, Geschichten und Songs. Sie lassen sich so poetisch ausdrücken, so klangvoll umschreiben. Doch ziehen wir einmal den Vorhang von Poesie beiseite und schauen uns einmal ganz nüchtern an: Wie entstehen Emotionen eigentlich und was passiert da mit uns? Denn im Grunde genommen sind Emotionen nichts anderes als chemische Reaktionen in unserem Körper.
Insbesondere die Rolle von Hormonen ist bei der Entstehung von Emotionen sehr interessant. Hormone haben oft kein gutes Image und müssen als Sündenbock herhalten. Du stampfst mit dem Fuß auf, hast Stimmungsschwankungen oder einen Heulanfall – da kommen gerne Sprüche wie: „Das sind bestimmt die Hormone!“. Dabei sind Hormone viel mehr als bloß ein Grund für plötzliche Stimmungsschwankungen.
Hormone sind chemische Botenstoffe in unserem Körper. Sie geben unserem Gehirn wichtige Informationen und regeln so einige Vorgänge in unserem Körper. Und dabei geht es nicht nur um Gefühle – auch bei unserem Stoffwechsel, bei unseren Abwehrkräften oder unserem Schlaf-Wach-Rhythmus spielen Hormone eine wichtige Rolle.
Für die Hormone haben unsere Zellen Andockstellen, sogenannte Rezeptoren. Über das Blut können die Hormone dorthin gelangen. Wie ein Schlüssel nur ganz bestimmte Türen öffnet, kann ein Hormon auch nur an seine spezifischen Andockstellen andocken. Durch dieses Andocken können je nach Hormon ganz unterschiedliche Kettenreaktionen in Gang gesetzt werden.
Bislang konnten schon 150 verschiedene Hormone identifiziert werden – Forscher gehen aber davon aus, dass es sogar noch mehr gibt. Schätzungen zufolge soll es stolze 1.000 verschiedene Hormone geben! Schauen wir uns von diesen 150 bekannten Hormonen jetzt mal die an, die besonders wichtig sind, wenn es um Emotionen geht.
Dopamin & Serotonin – unsere Stimmungsaufheller!
Da gibt es zum einen die Glückshormone Dopamin und Serotonin. Genau genommen sind Dopamin und Serotonin allerdings nicht nur Hormone, sondern auch Neurotransmitter – das heißt, sie wirken sowohl über die Blutbahnen als auch über die Nervenbahnen. Dopamin sorgt für eine gehobene Stimmung und für Aktivierung. Auch Serotonin verbessert unsere Stimmung und hilft uns dabei, gelassen und ausgeglichen zu sein. Kein Wunder also, dass eine Störung des Serotonin- und Dopaminhaushaltes auch mit Depressionen in Verbindung zu bringen ist.
Besonders interessant: Der Winter wirkt sich schlecht auf unseren Serotoninhaushalt aus. Dadurch, dass wir den Winter über wenig Licht ausgesetzt sind, wird dem Gehirn nicht wie üblicherweise das Signal gesendet, dass die Produktion von Melatonin, unserem Schlafhormon, gestoppt werden soll. Stattdessen wandelt der Körper einfach weiter Serotonin in Melatonin um. Das erklärt, warum wir im Winter im Vergleich zum Sommer oft niedergeschlagener, reizbarer und müder sind! Bei manchen Menschen ist dieses Phänomen sogar so stark ausgeprägt, dass in diesem Kontext von einer Winterdepression gesprochen werden kann.
Kuschelhormon Oxytocin
Ein weiteres wichtiges Hormon, wenn es um unseren emotionalen Zustand geht, ist das sogenannte Kuschelhormon Oxytocin. Oxytocin wird ausgeschüttet, wenn wir liebevollen Körperkontakt haben, beispielsweise Umarmungen. Es wird aber auch bei Geschlechtsverkehr, bei der Geburt und beim Stillen vermehrt ausgeschüttet. Und Oxytocin ist eine wahre Wunderwaffe: Das Hormon baut Stress ab und wirkt schmerzlindernd. Außerdem ist es mit Gefühlen von Liebe und Vertrauen in Verbindung zu bringen und ist beispielsweise wichtig für eine gesunde emotionale Bindung von Mutter und Kind.
Da Umarmungen nicht nur die Ausschüttung von Oxytocin, sondern auch von Dopamin und Serotonin fördern, gibt es sogar Empfehlungen, dass man jeden Tag mindestens vier Umarmungen haben sollte. Eine Richtline, die vielleicht nicht immer so leicht einzuhalten ist – aber einen enormen Einfluss auf dein Wohlbefinden haben kann!
Ausnahmezustand durch Adrenalin, Cortisol und Noradrenalin
Und dann sind da noch die Stresshormone: Adrenalin, Cortisol und Noradrenalin.
Adrenalin versetzt unseren Körper in Alarmbereitschaft: Wir sind bereit für Angriff oder Flucht. Die Blutzufuhr zu allen Organen, die wir in der Stresssituation nicht unbedingt brauchen, wird herunter-, die Durchblutung von Gehirn, Herz und Lunge dahingegen hochgefahren. Unsere Atmung wird schneller, die Muskelanspannung und der Puls schnellt in die Höhe. Noradrenalin sorgt für gesteigerte Aufmerksamkeit in der Stresssituation und Cortisol kurbelt den Stoffwechsel an und stellt somit die Energie zur Verfügung, die wir zur Bewältigung der Stresssituation brauchen. Im Gehirn wird das „Angstzentrum“ (Amygdala) aktiviert und setzt die zuvor beschriebenen körperlichen Reaktionen frei.
Für alle Stresshormone gilt: In der Akutsituation helfen sie uns, schnell und effektiv auf Problemsituationen zu reagieren. Eine langanhaltend erhöhte Konzentration von Stresshormonen ist allerdings mit einigen Erkrankungen in Verbindung zu bringen! Denn insgesamt entsteht ein Teufelskreis: Je länger wir stressigen Situationen ausgesetzt sind, desto schlechter sind wir in der Lage, mit schwierigen Situationen umzugehen (desto schneller wird eine Situation stressig für uns). Es geht immer um ein gesundes Gleichgewicht unseres Hormonhaushaltes.
Was passiert mit uns, wenn wir trauern?
Fast jeder hat schon einmal das unangenehme Gefühl von Trauer erlebt. Ob der Abschied vom ersten Haustier als Kind oder das Loslassen eines geliebten Menschen nach seinem Tod. Diese Erlebnisse sitzen tief. Der gesamte Körper wird auf den Kopf gestellt. Viele empfinden ein Gefühl der Leere, der Sinnlosigkeit oder einfach nur einen unüberwindbaren Schmerz. Der erste Schock wirkt vor allem auf unseren Hirnstamm, das Kleinhirn und das limbische System. Diese sind insbesondere verantwortlich für das Essen, das Schlafen, das Atmen, den Kreislauf sowie unsere Emotionen und das bewusste Gedächtnis. Durch den starken Schock werden diese Hirnregionen aus dem Gleichgewicht gebracht. Kein Wunder also, dass viele Menschen in solchen schweren Zeiten von Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit oder Vergesslichkeit geplagt sind. Außerdem wird durch Trauer der Neokortex beeinträchtigt, was dazu führt, dass wir Gefühle und Impulse nicht so gut wie gewohnt beeinflussen können.
Better be happy
Die Glückshormone Dopamin und Serotonin haben wir dir bereits vorgestellt. Doch was passiert noch im Gehirn, wenn uns etwas Tolles passiert? Im Mittelhirn liegt eine Ansammlung von Nervenzellen, die das Belohnungszentrum bilden – da haben wir es! Passieren tolle Dinge, wird das Belohnungssystem aktiviert. Das Glückshormon Dopamin wird ausgeschüttet und das erzeugt, dass wir uns euphorisch und glücklich fühlen. Außerdem sind wir aufmerksamer. Neben Dopamin wird auch vermehrt Serotonin ausgeschüttet, das zweite Glückshormon. Dadurch sind wir weniger schmerzempfindlich, haben gute Laune und sind ebenfalls gelassener. Und das dritte „Wohlfühl-Hormon“, welches du bereits kennst, ist Oxytocin. Dies kann Stress und Angst reduzieren, das Vertrauen und die Bindung zu anderen Menschen steigern. Außerdem fördert dieses Hormon unsere Empathie und soziale Kompetenz.
Jetzt kennst du einige Hormone, die mit unseren Emotionen eng in Verbindung stehen. Doch was genau ist eine Emotion nun? Um Emotionen besser zu verstehen, hilft es, sich die unterschiedlichen Komponenten einer Emotion anzuschauen.
Einerseits gibt es die subjektive Komponente – also, das was wir fühlen, beispielsweise das Gefühl der Angst, ist dabei die subjektive Komponente. Daneben gibt es auch noch die physiologische, also die körperliche Komponente. Bei Angst wären das beispielsweise das Herzklopfen oder zitternde Hände. Bei der dritten Komponente, der expressiven Komponente, geht es um den Emotionsausdruck, also Mimik und Gestik. Bei Angst hast du vielleicht die Augen weit aufgerissen oder schlägst dir die Hand vor den Mund. Die motivationale Komponente beschreibt durch die Emotion motivierte Verhaltensweisen, beispielsweise das Fluchtverhalten bei Angst. Bei der letzten Komponente, der kognitiven, geht es um die Bewertung der Situation – du bewertest zum Beispiel wie sich die Emotion anfühlt oder welche Möglichkeiten du hast, damit umzugehen.
Vielleicht hilft dir diese wissenschaftliche, neutrale Betrachtung deiner Emotionen. Denn sie zeigt eine Sache deutlich: Du bist nicht deine Emotionen! Emotionen sind wie Gäste, die zu Besuch kommen. Über manche Gäste freut man sich – über andere weniger. Aber eines haben alle Gäste gemeinsam: Sie gehen ganz von alleine wieder – und wenn wir akzeptieren, dass sie da sind, sie nicht bewerten, sondern einfach einmal da sein lassen, dann ist der Umgang am leichtesten.