Was ist Osteopathie? Die Osteopathie („Osteo“ = Knochen und „Pathie“ = Krankheit) gehört zur Komplementärmedizin und vereint den ganzheitlichen Ansatz der Naturheilkunde mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Medizin. Osteopathische Verfahren können als Bestandteil und Ergänzung der Manuellen Medizin angesehen werden und dienen der Diagnose und Behandlung von Funktionsstörungen. Die Diagnostik und Behandlung erfolgen mit den Händen, wobei der Mensch, seine Beschwerden und deren Ursachen in ihrer Ganzheit betrachtet werden. Laut der Osteopathie bilden Knochen, Muskeln, Bänder und Organe also ein zusammenhängendes System, die Beweglichkeit dieser Strukturen steht dabei an erster Stelle.
Wie wirkt Osteopathie und wann wird sie angewendet?
Veränderungen in den anatomischen Strukturen werden ertastet, wodurch Einschränkungen erkannt werden. Griff- und Berührungstechniken sollen diese Einschränkungen beheben, indem sie Blockaden lösen und die Selbstheilungs- und Selbstregulationskräfte des Körpers aktivieren. Vor allem bei Funktionsstörungen und Schmerzen des Bewegungsapparats (z. B. Knochen, Bänder, Gelenke, Bandscheiben) wird die Osteopathie angewendet. Die Behandlungsgebiete erstrecken sich jedoch weiter und umfassen auch Erkrankungen wie Tinnitus, Verdauungsstörungen oder Migräne. Für ältere Menschen und Menschen mit Osteoporose ist die Osteopathie weniger geeignet. So sollte eine mögliche Behandlung vorher mit dem/der behandelnden Arzt/Ärztin abgeklärt werden.
Nur ein Trend oder wirklich wirksam?
Die komplementärmedizinische Methodik ist beliebt: beinah jeder Fünfte war in Deutschland bereits in osteopathischer Behandlung. Verschiedene Studien kommen zu dem Schluss, dass osteopathische Behandlungen bei verschiedenen Erkrankungen wirksam sein können. Allerdings ist die Studienlage dünn und teilweise von geringer Qualität. Bei chronischen Rückenschmerzen sind die Aussagen zur Wirksamkeit bisher am zuverlässigsten. Patientinnen und Patienten mit diesem Leiden können Osteopathie also durchaus ausprobieren. Wie Massage und Akupunktur kann das Wohlbefinden gesteigert und eine kurzfristige Linderung der Beschwerden erreicht werden, jedoch sollten diese vorwiegend als Ergänzung zu aktiven Behandlungen angewendet werden. Auch Leiden, die psychosomatisch sind, also eine psychische Komponente haben, könnten durch die Osteopathie gelindert werden.
Vorteile der Osteopathie
Generell hat die Osteopathie im Vergleich zur Schulmedizin einige Vorteile, abseits von der medizinischen Wirksamkeit: Patientinnen und Patienten, die sich z. B. bei Orthopädinnen und Orthopäden nicht umfassend behandelt fühlen, erhalten in der Osteopathie Zeit, Wertschätzung, Empathie, Aufmerksamkeit und Berührung. All das kann zu Entspannung führen und einen positiven Einfluss auf die Beschwerden nehmen – auch im Hinblick auf den Placebo-Effekt. Beim Placebo-Effekt wird die ursächliche Krankheit nicht geheilt, aber der Glaube an eine Heilung bewirkt, sodass Betroffene sich besser fühlen, weniger Schmerzen haben oder andere Symptome gelindert werden.
Wer arbeitet osteopathisch?
In Deutschland gilt die Osteopathie als Heilbehandlung und darf rechtlich nur von Ärzten/Ärztinnen und Heilpraktikern/Heilpraktikerinnen angewendet werden. Physiotherapeuten/Physiotherapeutinnen dürfen auf Anweisung eines Arztes/einer Ärztin oder Heilpraktikers/Heilpraktikerin im Rahmen der Physiotherapie osteopathisch arbeiten. Der Begriff „Osteopath“ ist in Deutschland, mit Ausnahme von Hessen, nicht geschützt, weshalb die Bezeichnung nicht auf den Umfang und die Qualität der Ausbildung schließen lässt.
Du solltest bei der Suche nach einem Therapeuten also auf die Ausbildung achten. Auf den Webseiten großer Osteopathie-Verbänden (z. B. Verband der Osteopathen Deutschland), findest du qualifizierte Therapeuten – zum Beispiel hier.
Übernimmt meine Krankenkasse die Kosten?
Eine Sitzung bei einem Osteopathen beträgt zwischen 60 und 120 Euro. Die Osteopathie gehört nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen und darf daher nur auf einem Privatrezept verordnet werden. Einzelne gesetzliche Krankenkassen übernehmen jedoch teilweise Erstattungen für Osteopathie-Behandlungen. Dazu gehört z. B. die Mobil Krankenkasse.