Rheuma und Bewegung – das klingt für viele zunächst nach einem Widerspruch. Wer unter chronischen Gelenkschmerzen leidet, denkt oft, Schonung sei der beste Weg, um die Beschwerden zu lindern. In diesem Beitrag erfährst du, warum ein aktiver Lebensstil bei rheumatischen Erkrankungen so wichtig ist, wie du durch die richtige Bewegung Symptome mildern kannst und welche Sportarten sich besonders eignen.
Was ist Rheuma?
Rheuma ist eine chronische Erkrankung, die Millionen von Menschen weltweit betrifft. Unter dem Sammelbegriff “Rheuma” versteht man eine Vielzahl entzündlicher und degenerativer Erkrankungen des Bewegungsapparates. Schmerzen in Gelenken, Muskeln und Bindegewebe sowie eingeschränkte Beweglichkeit sind typische Symptome, die Betroffene stark im Alltag beeinträchtigen können. Doch gerade bei Rheuma kann Bewegung – entgegen der weit verbreiteten Annahme – ein Schlüssel zur Linderung der Beschwerden und zur Verbesserung der Lebensqualität sein.
In diesem Blogbeitrag erfährst du, warum Sport und Bewegung für Menschen mit Rheuma wichtig sind und wie ein aktiver Lebensstil helfen kann, die Symptome besser zu bewältigen.
Der Mythos: Bewegung verschlechtert Rheuma
Viele Menschen glauben, dass sie sich bei rheumatischen Erkrankungen schonen müssen, um weitere Gelenkschäden oder Schmerzen zu vermeiden. Tatsächlich kann jedoch eine übermäßige Schonung genau das Gegenteil bewirken: Sie führt zu Muskelabbau, eingeschränkter Beweglichkeit und letztendlich zu mehr Schmerzen. Bewegung ist also kein Feind, sondern ein wichtiger Bestandteil im Umgang mit Rheuma.
Warum ist Bewegung bei Rheuma so wichtig?
1. Erhalt der Gelenkbeweglichkeit
Rheuma führt oft zu steifen Gelenken und Muskelverspannungen, die den Alltag erschweren. Ein aktiver Lebensstil kann helfen, diese Probleme zu mindern. Hier sind einige der wichtigsten Vorteile von Bewegung bei Rheuma:
Regelmäßige Bewegung trägt dazu bei, die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten. Durch gezielte Übungen wird verhindert, dass sich die Gelenke versteifen und die Bewegungsfreiheit weiter eingeschränkt wird. Dies ist insbesondere bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen, wie rheumatoider Arthritis, von Bedeutung, da entzündete Gelenke dazu neigen, ihre Beweglichkeit zu verlieren, wenn sie nicht regelmäßig in Bewegung gehalten werden.
2. Stärkung der Muskulatur
Eine starke Muskulatur entlastet die Gelenke, indem sie einen Teil der Belastung auffängt. Gerade bei degenerativen Erkrankungen wie Arthrose ist die Muskulatur entscheidend, um die Gelenke zu stabilisieren und den Druck auf das geschädigte Knorpelgewebe zu reduzieren. Gezieltes Krafttraining unter Anleitung kann hier eine enorme Hilfe sein.
3. Verbesserung der Durchblutung und Reduzierung von Entzündungen
Durch Bewegung wird die Durchblutung gefördert, was wiederum dazu beiträgt, Nährstoffe schneller in die Gelenke zu transportieren und Abfallprodukte wie Entzündungsstoffe abzutransportieren. Dies kann langfristig helfen, Entzündungen zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.
4. Positive Auswirkungen auf die Psyche
Chronische Schmerzen und Bewegungseinschränkungen können psychisch belastend sein und oft zu Depressionen oder Ängsten führen. Bewegung setzt Endorphine frei – die sogenannten Glückshormone – die das allgemeine Wohlbefinden verbessern und dabei helfen, die mentale Belastung durch die Krankheit zu reduzieren.
Welche Sportarten eignen sich für Menschen mit Rheuma?
Nicht jede Sportart ist bei Rheuma empfehlenswert. Es ist wichtig, die Gelenke nicht übermäßig zu belasten und Bewegungen zu wählen, die sanft und kontrolliert ausgeführt werden können.
Hier sind einige Sportarten, die sich besonders gut eignen:
1. Schwimmen und Wassergymnastik
Wasser reduziert den Druck auf die Gelenke und ermöglicht es, Bewegungen auszuführen, die an Land schmerzhaft wären. Gleichzeitig bietet es einen leichten Widerstand, der die Muskulatur stärkt. Wassergymnastik und Schwimmen sind daher ideale Sportarten für Menschen mit rheumatischen Beschwerden.
2. Radfahren
Radfahren ist gelenkschonend und verbessert sowohl die Ausdauer als auch die Muskelkraft. Ob im Freien oder auf einem Ergometer – das regelmäßige Treten in die Pedale stärkt insbesondere die Beinmuskulatur und entlastet Knie- und Hüftgelenke.
3. Yoga und Pilates
Yoga und Pilates fördern die Beweglichkeit und stärken die tieferliegende Muskulatur. Gleichzeitig wirken sie entspannend und helfen dabei, Stress abzubauen – ein Faktor, der bei chronischen Erkrankungen wie Rheuma eine große Rolle spielt. Wichtig ist, Übungen zu wählen, die auf die eigenen Fähigkeiten abgestimmt sind, und auf sanfte Dehnungen und kontrollierte Bewegungen zu setzen.
4. Nordic Walking
Nordic Walking ist eine sanfte Ausdauersportart, bei der zusätzlich zu den Beinen auch die Oberkörpermuskulatur beansprucht wird. Die Stöcke sorgen für Entlastung der Gelenke und bieten gleichzeitig eine gute Möglichkeit, den gesamten Körper in Bewegung zu halten.
So gelingt der Einstieg in ein aktives Leben mit Rheuma
Bevor du mit einem Bewegungsprogramm bei Rheuma beginnst, ist es ratsam, dich von einer Ärztin, einem Arzt oder von Physiotherapeut:innen beraten zu lassen. Sie können dir genau sagen, welche Übungen für deine individuelle Situation geeignet sind. Wichtig ist, langsam und schonend zu starten – überfordere deinen Körper nicht. Beginne mit kurzen und moderaten Einheiten und steigere die Intensität allmählich.
Regelmäßigkeit ist entscheidend: Tägliche, moderate Bewegungseinheiten sind besser als sporadische, intensive Anstrengungen. Höre dabei immer auf deinen Körper – wenn Schmerzen zunehmen, solltest du Pausen einlegen und Erholung einplanen, um die Balance zwischen Aktivität und Ruhe zu bewahren.
Ein aktiver Lebensstil als wichtiger Baustein bei der Rheumatherapie
Bewegung und Sport spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung rheumatischer Erkrankungen. Sie helfen nicht nur, die körperlichen Symptome wie Schmerzen und Steifheit zu lindern, sondern fördern auch das psychische Wohlbefinden. Ein individuell angepasstes Trainingsprogramm kann dir helfen, deine Beweglichkeit zu erhalten, deine Muskulatur zu stärken und die Entzündungen in Schach zu halten. Wichtig ist, dass du dabei sanfte, gelenkschonende Bewegungsformen wählst und dich von Expert:innen beraten lässt.